Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Projekte angestoßen, um ihre Lieferantenbasis zu verkleinern. Die Begründungen hierfür waren plausibel und mit den zu diesem Zeitpunkt herrschenden Bedingungen auch richtig. Lieber weniger Lieferanten, mit diesen dann aber eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Regelmäßige Besuche, gemeinsame Zielvereinbarungen. Qualitative Verbesserungen für Material und die Zusammenarbeit. Je breiter die Lieferantenbasis, desto schwieriger ist es, die Lieferkette qualifiziert und verantwortungsvoll zu managen. Die Begriffe „Kunde“ und „Lieferant“ wichen dem gemeinsamen „Partner“.
Und dann kamen die kriegsbedingten Preisexplosionen. Mit einem Mal gab es keine Gespräche mehr über 3% Preisanpassung, sondern 50%, 60%, 70%. Und mit diesen Forderungen dann auch die Frage nach der Berechtigung. Wie viel Strom und Gas benötigt mein Partner denn tatsächlich für die Fertigung? Und wie viel davon kauft er auf dem Spotmarkt? Oder ist er vertraglich abgesichert und schwimmt nur auf der Welle allgemeiner Erhöhungen mit?
Beantwortet bekommen Sie die Frage nach der Marktkonformität der neuen Preise nur durch Ausschreibungen. Denn auch die Offenlegung der Kalkulation gibt Ihnen keine Auskunft darüber, ob die gestiegenen Kosten unvermeidbar waren oder Sie an Spekulationsrisiken beteiligt werden sollen, denen Sie im Vorfeld freilich nie zugestimmt hatten.
Wohl dem, der für seine Materialien über mehrere qualifizierte Lieferanten verfügt. Allen anderen ist zu empfehlen, diesen Mangel schnellstmöglich zu beheben. Auch wenn der Aufwand für die Pflege höher ist – das Risiko, welches mit mangelnder Diversifizierung einhergeht, kann unter Umständen schnell zu einer Lebensbedrohung für das Unternehmen werden.